Die Entstehung von Pentaludea – 5 Gewinnt
Dies ist die Geschichte von Pentaludea, dem 5 Gewinnt Strategiespiel, dem perfekten Strategiespiel, das im Wachkoma seinen Anfang nahm und nach sechsjähriger Experimentierphase, vielen Verwerfungen und mit der beispiellosen Geduld eines Halbseitengelähmten – im wahrsten Sinne des Wortes „aus einer Hand“ entstand. Seit 2018 wird es in Serie gebaut.
Der Unfall
Stell Dir vor, Du wachst auf und kannst Dich nicht bewegen. Nicht die Arme, nicht die Beine, nicht einmal Deinen Kopf. Nach einer Ewigkeit von Tagen,Wochen oder Monaten begreifst Du vielleicht, wo Du bist, was passiert ist und – wer Du überhaupt bist.
Diese Katastrophe ereignete sich 2012 in meinem Leben als 19 jähriger Tanzlehrer in Ausbildung.
Auf dem Weg zur Arbeit verunglückte ich mit dem Auto schwer. Eingeklemmt in meinem Fahrzeug, dauerte meine Bergung fast eine Stunde und die Notärzte brauchten 41 Minuten, um mich zu reanimieren. Mein offensichtlich junger und sportlicher Körper war es Wert am Leben gehalten zu werden. Sie gaben alles.
Was die Notärzte von außen nicht sehen konnten: Meine linke Kopfarterie war gerissen und es breitete sich eine riesige Blutung im Kopf aus. Mein Körper überlebte aber meine Umwelt musste mit der Nachricht zurechtkommen, dass ich wohl nie wieder aus dem Koma erwachen würde. Dennoch, meine Familie und die Ärzte taten alles für mich. Meine zahlreichen Brüche wurden gerichtet, die Milz zusammengeflickt, ein Lungenflügel resektioniert und zahlreiche Komplikationen medizinisch gemeistert.
Das Erwachen
Sechs Monate verbrachte ich nach unserer Zeitrechnung im Koma. Habe ich geträumt? Alles wirkte so real, so echt, so faszinierend und abgefahren! War ich auf der anderen Seite des Lebens ? Wie lange war ich der Welt, die mich so sehr in ihren Bann nahm, in der ich bleiben wollte, weil ich mich dort so vollkommen und aufgehoben fühlte?
So, wie ich nicht merkte ins Koma gefallen zu sein, so weiß ich heute auch nicht mehr, wann der Moment war, an dem ich erwachte.
„Das Erwachen des Tänzers“ kam schubweise, langsam. Manchmal ging ich zurück. Bisweilen musste ich mich nur fallen lassen um wieder in die andere Welt, in der ich mich aufgehoben fühlte, zu gelangen.
Eine Frau saß oft an meinem Bett. Jedes mal, wenn sie kam, sagte sie : „Ludwig, ich bin Deine Mama. Du hattest einen Unfall. Aber Du bist jetzt in Sicherheit. Alles wird wieder gut!“
Es kamen weitere Menschen an mein Bett. Sie erzählten mir Geschichten, die ich nicht verstand, weil ich diese Sprache nicht decodieren konnte.
Panik
Die Zeit, so sagt man, macht immer dann einen Sprung, wenn die Erkenntnis einen Schritt macht.
Eines Tages machte die Zeit einen heftigen Sprung. Plötzlich begriff ich nämlich, was Frau Mama immer zu mir sagte. Ich begriff, dass ich schwerst verletzt war, dass ich nicht eine eine Gliedmaße meines Körpers mehr steuern konnte und mein Verstand dagegen immer klarer wurde. Ich wollte schreien, aber eine Trachealkanüle in meinem Hals versperrte den Luftzug zu meinen Stimmbändern. Dieses Begreifen und die Erinnerung an mich selbst war der Moment, in dem bei mir die Panik ausbrach. Niemandem konnte ich vermitteln, wie es um mich stand. Ich wollte wieder in die Traumwelt zurück, mich fallen lassen aber es gelang mir nicht mehr. Auf Gedeih und Verderb war ich hier und fasste den Entschluss, sobald ich es irgendwie könnte, zu sterben.
Ich wollte mich umbringen, wollte tot sein!
Sinnsuche
Mein Zustand besserte sich im Schneckentempo. Ich machte innerlich wie äußerlich eine Metamorphose durch. Dabei gewöhnte mich keineswegs an meinen defizitären Zustand. Doch ich versuchte, ihn so würdevoll wie möglich zu ertragen. Eines belastete mich: Ich war davon abhängig, wie phantasievoll mich jemand bettete oder im Rollstuhl einen Platz für mich aussuchte. Oft starrte ich an eine Decke oder an eine Wand. An einer Wand hingen Bilder von verschiedenen Menschen, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Das war immerhin eine visuelle Abwechslung.
Die Zeit vom Morgen bis zum Abend dehnte sich bis ins Weltall aus. Zu allem Übel hatte ich mich im Bad im Spiegel gesehen. Ich verstand sofort, warum alle von mir dachten, dass mein Hirn zu nichts mehr zu gebrauchen sein würde: Wer nicht reden oder lesen kann, nicht essen oder trinken, wem ein Speichelfaden den Mundwinkel herabläuft und einen starren Blick hat, wird nicht für voll genommen.
Jetzt versetzte mich der Umstand in Panik, dass mir ein Leben in geistiger Umnachtung drohte. Ich sah einem Leben in gähnender Langeweile und voranschreitender Verblödung entgegen.
Luck of run
5 Gewinnt gegen Jauch
Doch das Schicksal nahm eine Wendung: Irgendwann kam einmal einer auf die Idee, mir einen Fernseher vor die Nase zu schieben. So begann meine Glückssträhne, denn es lief gerade die Quizshow “ 5 Gewinnt gegen Jauch“ auf RTL. Im Alleingang und völlig auf sich gestellt forderte Günther Jauch ein Team von fünf prominenten Kandidaten heraus! Leider war mein Sprachzentrum noch immer im Eimer und der Inhalt dessen, was die Kandidaten und Günther Jauch sagten, blieb mir verschlossen wie das schöne kühle Bier, das sich mein Zimmernachbar zur Entspannung mitgebracht hatte. Aber an den Gesichtern der Kandidaten konnte ich erkennen, dass es hartnäckige Klugscheißer sein mussten, die Günther Jauch lang machen wollten.
4 Gewinnt wird 5 Gewinnt
Mein Glücksrad rotierte: Es kam mein guter alter Freund, Joe, zu Besuch und spielte mit mir 4 Gewinnt. Eines meiner Lieblingsspiele aus Kindertagen. Natürlich konnte ich keine Chips in die Hand nehmen – nein, Joe spielte für mich. Langsam begann ich mitzudenken, was er da tat. Kapierte das Spiel irgendwann. Ich hatte gelb, er rot. Er spielte fair. Manchmal gewann ich, manchmal er. Ganz wie im echten Leben – früher. Ich begann mich zu ärgern, wenn er einen schlechteren Zug machte, als ich ihn getan hätte. Wenn Joe am Abend gegangen war, spielte ich in Gedanken gegen ihn weiter. Mein Hirn arbeitete wieder, immer mehr, kam auf Hochtouren.
Unverhofft wurde mir die Zeit nicht mehr so lang. Meine imaginäre Partie gegen Joe hatte ich noch nicht beendet, da wollten mich die Pfleger schon ins Bett bringen. Empört dachte ich: „Doch nicht schon jetzt, wir sind mitten im Spiel, merkt das denn keiner??!“ Nein, das merkte keiner.
5 Gewinnt und Sogo
In Gedanken war ich schon viel weiter als Joe, denn ich hatte im Geiste begonnen 4 Gewinnt weiterzuentwickeln zu 5 Gewinnt. Zuerst begann ich 5 Gewinnt zweidimensional zu spielen. Ein neuer Horizont tat sich auf. Joe bemerkte eines Tages, wie ich mich über seine Fehler aufregte. Er bemerkte, dass ich in homöopathischen Dosen zitterte und zuckte. Meine innere Betriebsamkeit brachte meine Motorik wieder in die Gänge. Und tatsächlich konnte ich mich so weit verständlich machen, dass das Plastikspiel mit seinen gelben und roten Chips durch ein Holzspiel ersetzt wurde. Aber er hatte mich nicht richtig verstanden: Er brachte Sogo mit. Das ist 4 Gewinnt 3D. Es mussten nun nicht mehr zweidimensional, sondern dreidimensional 4 Kugeln in vier Reihen platziert werden. Dass Joe mich missverstanden hatte, entpuppte sich als ein weiteres Glückssteinchen in meinem Leben , denn so verknüpfte ich die Ideen und ersann 5 Gewinnt 3D.
5 Gewinnt wird 5 Gewinnt 3D
Mein Leben war wieder interessant. Mein Geist speiste geradezu die Bewegungen meines Körpers, die immer nötiger wurden, um selbst spielen zu können. Noch lange wollte es nicht gelingen aber wie eine längst vergessene Dampfwalze aus dem Museum nahm ich Fahrt auf. Spielte wieder, als ginge es um mein Leben und in Wahrheit war es auch so.
Ich wollte par tout vollständig zurück ins Leben und nahm mir vor, das perfekte Spiel zu kreieren. Dafür war die Beschäftigung mit 4 Gewinnt 3D nur das Warmlaufen für meinen großen Wettkampf. Das perfekte Spiel sollte ein 5 Gewinnt Strategiespiel sein, das eine Weiterentwicklung, ein Perfektionierung des alten Spiels und dennoch etwas ganz Neues war.
Imagine
Ich dachte mir einen Kreis mit vier inneren konzentrischen Kreisen. Aus dem Mittelpunkt heraus sollten fünf Strahlen ausgehen. Die Strahlen bestanden aus je 5 Stäben, auf welche dann je fünf Kugeln gesetzt werden würden. Zwei Spieler würden abwechselnd eine Kugel setzen. Der eine schwarz, der andere weiß. Sie müssten versuchen 5 Kugeln in eine sinnvolle Reihe zu bringen. Es würde dann statt drei Möglichkeiten, sieben Möglichkeiten geben, zu gewinnen. Es gab sieben Gewinnmuster!
Ich war euphorisch. Jetzt spielte ich in Gedanken mein eigenes Spiel gegen einen unsichtbaren, intelligenten Partner. Bei jedem Setzen einer Kugel musste ich die Seiten wechseln. Dennoch blieb es für mich immer spannend, wer wohl gewinnen würde. Ich oder ich? Manchmal lachte ich meinen Gegner aus, wenn er eine offensichtliche Chance vertan hatte. Aber hey, ich lachte!! 5 Gewinnt und ich gewinne auf jeden Fall! Beflügelt und selig vor Freude drehten sich meine Gedanken in höchste Sphären. Plötzlich wusste ich nicht mehr, in welcher Welt ich war. War das wieder die Traumwelt, aus der ich einst kam und die so weit entfernt zu sein schien? Hatte ich das Glück doch noch gestorben zu sein? Nein, da kamen wieder die Pfleger…
Realisierung
Mein Geist trieb meine Dampfwalze an und mein Körper gehorchte mir immer mehr. Ich lernte gehen, sprechen, schreiben und – wie man Menschen tyrannisiert. 2013, nach 16 Monaten Klinikaufenthalt wurde ich tatsächlich gehend, aber mit gelähmter linker Seite, entlassen. Mein rechter Arm war enttäuschend schlecht geblieben. Meine Idee Pentaludea zu realisieren hielt mich am Laufen – und auch am Leben.
An der Werkbank im Keller begann sogleich der erste Versuch der Umsetzung. Bretter sägen, schleifen, lackieren. Stäbe abmessen, schneiden, das geeignete Material finden. Kugeln selber drehen, färben, lochen. Die linke Hand musste die Arbeit der rechten Hand miterledigen. Es folgte eine Prozedur mit unzähligen Prototypen, Fehlschlägen und Nichtamchbearkeiten. Immer wieder musste ich zurück auf „Los“. In dem Modus „drei Schritte vor und zwei zurück“ kam ich langsam voran. Es kristallisieren sich immer bessere Lösungen für neue Schwierigkeiten heraus.
Mitstreiter und Förderer
Mit der Unterstützung meiner Familie , insbesondere meines Onkels, Roman Rude, Casa Nuova, aus Koblenz und dessen Freund Dominic Hallier, COPADO, konnte ich zusammen das Spiel Pentaludea so verwirklichen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Unzählige Spielrunden, Besprechungen und auch so mancher Streit dienten der Optimierung von Pentaludea. Das Design für die Verpackung machte mir eine Freundin aus Kindertagen, Jula Wohlfahrt. Seit Oktober 2018, also nach gut fünf Jahren „Tragzeit“ ist mein Baby geboren und wird in Serie hergestellt.
Ästhetik und Nachhaltigkeit
Zu einem perfekten Spiel gehört auch ein ansprechendes, kunstvolles Design. Ich entschied mich für schlichte, zeitlose Eleganz. Schwarze und Weiße Kugeln bilden das stylishe Basic. Für den dritten Spieler habe ich das frische Blau der norddeutschen Seenlandschaft – meiner Heimat, gewählt.
Oberstes Ziel war es, dass alle Materialien natürlichen Ursprungs sind und aus Europa stammen. Die Kugeln aus Buchenholz und die Stahl- bzw. Alustäbe kommen aus Deutschland. Die Bretter aus Kiefernholz, stammen aus deutschen, polnischen oder skandinavischen Wäldern. Bis zur Verpackung, die selbstverständlich auch aus Deutschland kommt, ist nichts aus Plastik. Die gesamte Herstellung, Design und der Vertrieb kommen aus Deutschland.
Pentaludea ist immer ein erfreulicher Anblick. Eine geschmackvolle Deko, wenn man keine Lust hat, nach dem Spielen alles wieder in den Karton zu packen.
Name est Omen
Während der Entwicklungszeit nannte ich 5 Gewinnt 3d im Geiste Pentalinea. Es war ein schönes Klangbild, leicht auszusprechen und schließlich sollten 5 gleichfarbige Kugeln in eine bestimmte Linie gebracht werden. Penta, auf griechisch 5, und linea, die Linie auf Latein. Pentalinea lag somit auf der Hand. Doch bei der Patentanmeldung gab es juristische Bedenken, weil früher schon andere Spielerfinder von Onlinespielen auf diese gute Idee gekommen waren. Der Weg von Pentalinea zu Pentaludea war allerdings kein weiter, denn mein Vorname, Ludwig, heißt übersetzt: der Spieler, der Kämpfer. Dieser Name war in der Spielwelt noch nicht vertreten und damit für mein Spiel erlaubt. Heute bin ich froh, dass ich auf Pentalinea verzichten musste, denn so steht nun mein eigener Name Pate für mein Baby.
Strategiespiel
Mit zahlreichen Freunden und Verwandten spielen wir regelmäßig 5 Gewinnt 3D -Pentaludea. Nicht nur zur Weihnachtszeit! Es hat sogar schon kleine Turniere auf Festen gegeben. Der Schwierigkeitsgrad ist zwischen den Klassikern „Mühle“ und „Schach“ anzusiedeln.
Liegen die Kenntnisse der Spieler weit auseinander, dann ist eine Runde schnell vorbei. Treten zwei oder gar drei gleich geübte Spieler gegeneinander an, dann kann es sein, dass die Partie über einige Stunden andauert. Kinder ab dem Schulalter sind die freudigsten Spieler. Das logische Denken wird gefordert und gefördert. Der Schwierigkeitsgrad kann dem Alter bzw. dem Können der Spieler angepasst werden, indem man nur bestimmte Gewinnbilder zulässt. Sukzessive kann der Schwierigkeitsgrad dann erhöht weden.
Die sieben verschiedenen Gewinnvarianten beschränken sich nicht nur auf gerade Lienien, wie dies bei 4 Gewinnt oder 5 Gewinnt der Fall ist. Neben den waagerechten Linien in jeder Ebene sind die senkrechten und diagonalen Linien erlaubt. Pentaludea ermöglicht die Bildung von fünf Kreisen und zwar auf jeder Ebene. Die schwierigste aller Gewinnvarianten ist jedoch die Spirale, die sich – der DNA gleich – nicht nur auf einer Ebene, sondern aufsteigend von innen nach außen oder von außen nach innen winden kann.
Therapiespiel
Ein weiteres Einsatzfeld, ist die Ergotherapie.
Das Greifen und das exakte Setzen, sowie das Loslassen der Kugeln von Pentaludea fördert die Feinmotorik bei Menschen, die beispielsweise durch einen Schlaganfall ihre motorischen Fähigkeiten wieder erlernen müssen.
Zur inneren Einkehr oder Meditation kann man sich auch ein 3D Mandala aus den Kugeln setzen. Auch hier ist das Spiel immer eine ästhetische Erscheinung und dient der inneren Erbauung.
Ich wünsche allen viel Freude, innere Erbauung und vor allem viel Fun mit PENTALUDEA!